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Ein Stück Heimat – Ein Stück Authentizität!

«Historisch gesehen bedeutet Ort Identifikation und Bezugspunkt. Das Zeitalter der virtuellen Realität hat den Ort austauschbar gemacht, ihn eingeebnet durch ein Zuviel an Bildern. Ich frage mich, ob der Theaterschaffende nicht das Dunkel des Theaterraumes verlassen sollte und hinausgehen und den Dingen dort zuhören, wo sie geschehen. Die Bilder wieder an ihren Ort zurückbringen oder neu entstehen lassen. Ein Teil der Landschaft werden lassen.»

Fabrizio Crisafulli

Eine Landschaft suchen und finden, wo sich die Geschichte auch in der Wirklichkeit abgespielt haben könnte, ist für uns stets eine der Hauptaufgaben bei der Inszenierung eines Freilichttheaters. So auch in dieser neusten Inszenierung. Der Ort bedeutet normalerweise Identifikation und Bezugspunkt. Auf dem «Hämeli» haben wir Gelegenheit, den Dingen dort zuzuhören, wo sie geschehen. Genau an diesem Ort hätte sich die Geschichte vom «Ueli dr Chnächt» auch ereignen können.

Die Landschaft und die Häusergruppe präsentiert sich beinahe so, dass ein allzu grosser Eingriff das Bild verfälschen würde. Die Bilder, die wir während den Proben finden, sind nur an diesem Spielort möglich und mit Spielerinnen und Spielern aus dieser Gegend, welche ihre ganzen Erfahrungen, ihre Geschichten, Gedanken und Gefühlen den Figuren aus dem Stück zur Verfügung stellen. Kinder und Jugendliche bilden einen wichtigen Bestandteil der Inszenierung, denn Kinder verkörpern das Leichte und Fröhliche, ganz im Gegensatz zu den Erwachsenen, die sich mit traurigen und ernsthaften Gedanken auseinandersetzen müssen. So sollen Bilder, Worte und Figuren entstehen, die den Zuschauer ins 19. Jahrhundert versetzen.

So entsteht im Laufe der Probezeit eine eigene, unverwechselbare Welt. Gerade in der Zusammenarbeit mit Laien ist der stete Austausch von Fragen und Antworten ein äusserst wichtiger und spannender Teil der Arbeit als Regisseur. Die Kunst der Laien liegt in der Beschränkung auf das ihnen gemässen Thema und auf die, in ihnen schlummernden Möglichkeiten des direkten und spontanen Ausdrucks. Es ist der Stoff einer unmittelbar erlebten und erfahrenen Wirklichkeit, und im Zentrum der Darstellung steht das Erlernen und Aneignen einer eigenen Realität mittels Spiel.
 
Zuschauerinnen und Zuschauer sollen aber nicht mit traurigen und allzu nachdenklichen Gedanken das «Hämeli» wieder verlassen. Vor allem die Kinder werden dafür sorgen, dass trotz dem dramatischen Stoff von Gotthelf auch Hoffnung und hie und da Humor aufkommen. Mit dem bewussten Einsetzen von technischen Hilfsmitteln (Licht, Ton, Requisiten) werden wir die Landschaft, den Raum und die bestehenden Häuser bespielen und so versuchen, eine möglichst reale Welt zu erschaffen.

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